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Black Forest Accelerator 2019: Check deine Finanzen!

Block 5: Finanzierung
Coach: Florian Künstle, Geschäftsführender Partner Reisch & Künstle Steuerberater PartG mbB, Wolfach/Haslach

Dein Geschäftsmodell geht auf, dein Produkt kommt gut an wie geschnitten Brot. Doch es hakt an der Finanzierung. Rumms – und plötzlich geht es ganz schnell. Weil die finanzielle Basis nicht stimmt, geht deinem Start-up auf halber Strecke die Luft aus. Dass es erst gar nicht erst soweit kommen muss, erklärte BFA-Coach Florian Künstle am vergangenen Wochenende den Gründern des Black Forest Accelerators. Wir präsentieren sechs seiner besten Tipps.

Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 300 IT- und Internet-Start-ups benötigen Startups im vergangenen Jahr im Schnitt 3,1 Millionen Euro in den ersten beiden Jahren nach ihrer Gründung. 2017 waren es noch 2,3 Millionen Euro im Schnitt. Gestiegen ist damit auch die Anzahl derer, die eine Finanzierung für eher unwahrscheinlich (15 Prozent) oder sogar sehr unwahrscheinlich halten (5 Prozent). Nach Einschätzung der Gründer droht jedes fünfte Start-up am lieben Geld zu scheitern. Viele bekommen ihren Haushalt nicht in den Griff oder schaffen es nicht ihre Fixkosten zu decken. In Deutschland verschwinden so zwei von drei Start-ups innerhalb der ersten drei Geschäftsjahre wieder von der Bildfläche. Kein Wunder, dass das „Scheitern“ zum Modethema geworden ist. Doch muss das sein? BFA-Coach Florian Künstle sagt nein: „Hat man ein stimmiges Geschäftsmodell entwickelt, findet sich auch ein Weg es zu finanzieren. Man muss nur wissen wie. Und dafür braucht es Expertise.“

6 Tipps von BFA-Coach Florian Künstle, die dir helfen dein Start-up im Griff zu behalten:

1. Kenne deinen Bedarf
Die Planung ist die Ersetzung des Zufalls durch Irrtum, heißt es. Florian Künstle hält das fälschlicherweise Albert Einstein zugeschriebene Zitat nur für bedingt aussagekräftig: „Kostenstrukturen zum Beispiel kann man schon ganz gut planen“, sagt er. Wichtig ist nur, ob man die zentralen Fragen beantworten kann: Wie groß ist mein Markt? Wie viele potenzielle Kunden ergeben sich daraus? Welche Markteintrittsbarrieren gibt es? Um seinen Bedarf möglichst realistisch zu ermitteln, helfe es deshalb stetig an der Schärfung seines Geschäftsmodells zu arbeiten. „Das gibt euch die Möglichkeiten zwei Szenarien zu entwerfen: Best Case und Worst Case – und basierend darauf einen Businessplan mit realistischen wirtschaftlichen Prognosen zu entwerfen.“ Wer bereits auf reelle Zahlen zurückgreifen kann, sollte sie unbedingt nutzen, um daraus die richtigen Schlüsse für das Plansoll der Zukunft zu ziehen.

2. Krisen sind Chancen
„Meist geht es schleichend bergab“, sagt Florian Künstle. „Krisen kündigen sich häufig mit Vorlauf an. Das bietet auf der anderen Seite die Chance sie frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.“ Wenn zum Beispiel Mitarbeiter das Unternehmen frühzeitig verlassen, sollte man sich ernsthaft hinterfragen, wo das Problem liegen könnte. „Eine Krise liefert uns immer viele Informationen, zum Beispiel welche Potenziale das eigene Geschäftsmodell überhaupt noch hat und wie man sich neu ausrichten könnte, um in Zukunft erfolgreich zu sein.“ Dass man nicht alles antizipieren kann, sollte dabei klar sein – oder um es mit den Worten von BFA-Moderator Uwe Baumann zu sagen: „Ich kann eine noch so gute Atemtechnik haben. Wenn die Luft nicht gut ist, bringt mir das gar nichts.“

3. Mitarbeiter sind mehr als Angestellte
„Für die Wahl des Arbeitsplatzes gibt es wichtigere Kriterien als die Bezahlung“, sagt Florian Künstle. „Gerade bei der jungen Generation sind andere Werte viel bedeutender als Geld: Familienorientierung und Flexibilität zum Beispiel.“ Was er damit meint: Potenzielle Mitarbeiter seien bereit auf ein hohes Gehalt zu verzichten, wenn die Work-Life-Balance stimmt, die zwischenmenschliche Atmosphäre im Unternehmen gut ist, Mitarbeiter und ihre Leistung wertgeschätzt und nicht nur als Ressource betrachtet werden. „Berücksichtigt man diese Faktoren, wird das die Produktivität im Unternehmen wesentlich verbessern und sich mittelfristig positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg auswirken.“ Für angehende CEOs gilt: Auch wenn das Start-up euer persönliches Baby ist. Mittelfristig müsst ihr bereit sein, Verantwortung abzugeben. „Denn kommt es mal hart auf hart, kann es sein, dass Mitarbeiter nicht bereit sind selbständig Verantwortung zu übernehmen, wenn es wichtig wäre.“

4. Die Bank ist dein Sparringspartner
Banken denken immer in Risiken. Sie sind gefangen in ihrem eigenen System und in der Regulation, welches sie dazu zwingt zuallererst ihr Eigenkapital zu sichern. „Ein Kredit für ein Gastro-Unternehmen zu bekommen?“, fragt Florian Künstle und gibt die Antwort selbst; „Fast unmöglich.“ Den Banken ist das Risiko einfach zu hoch, da gerade die regionalen Banken in der Vergangenheit in vielen Fällen Geld verloren haben in dieser Branche – auch, weil die Nachfolgeproblematik in der Ortenau besonders akut ist. „Deshalb ist es wichtig sich frühzeitig eine Hausbank als Sparringspartner zu suchen. Haltet sie auf dem Laufenden, zum Beispiel durch eine monatliche betriebswirtschaftliche Auswertung, und setzt sie nicht mit plötzlichen Forderungen und Überraschungen unter Druck.“ Denn es sei wie bei jeder zwischenmenschlichen Beziehung: Sie baut auf Vertrauen auf. Hat man das Vertrauen seiner Bank, ist diese auch eher dazu geneigt euch bei der Gründung und in späteren Wachstumsphasen zu unterstützen.

5. Leg die rosarote Brille ab
Privatinvestoren mit ins Boot zu holen, kann eine lohnende Alternative sein seinen Kapitalbedarf zu decken. „Ich rate euch aber dringend, eure persönlichen Beziehungen immer vom finanziellen Engagement klar zu trennen,“ sagt Florian Künstle. Ein Investor muss immer auch zum Start-up passen. Geld darf nicht der einzige entscheidende Faktor sein. „Insbesondere wenn ihr euch auch privat kennt, müsst ihr klar und deutlich kommunizieren, dass es sich um Risikokapital handelt.“ Heißt: Erwartet nicht zu viel von euren Investoren. Sie sind nicht für deinen Erfolg noch Misserfolg verantwortlich. Ein Business muss durch eigene Anstrengungen in Gang kommen. Im Gegenzug heißt das aber auch: Klappt es nicht, ist das Geld eben weg. „Deshalb solltet ihr euch von vornherein darüber einig werden, dass das eure persönliche Beziehung nicht negativ beeinflussen würde. Ein Start-up zu gründen ist schließlich immer ein Wagnis.“

6. Schützt euch!
Kurzum: Sichert euch rechtlich für den Fall der Fälle ab. Das betrifft das rechtliche Umfeld eures Geschäftsmodells und euer Privatvermögen. Stichwort: Asset Protection. „Als Gründer solltet ihr im besten Fall eine Gesellschaftsform wählen, in der ihr nicht mit eurem gesamten Privatvermögen für eure geschäftlichen Entscheidungen persönlich haftet. Sonst kann es ganz schnell heißen: Privatinsolvenz“, weiß Florian Künstle. Die Pflichten, Rechte und Kompetenzen der an einem Startup beteiligten Gründer sollten möglichst frühzeitig in einem Gesellschaftervertrag geregelt werden. „Solange es läuft, gibt es natürlich selten Probleme. Zu größeren Dissonanzen kommt es erfahrungsgemäß erst dann, wenn Schwierigkeiten auftreten. Dann ist es aber meist zu spät.“